Sternstunde der anderen Art
Der äußere Schwerpunkt lag dabei auf unserem Klosteralltag mit seinem Wechsel von Gebet, Arbeit, Meditation und Erholung. Die Erfahrung der immer wieder heilsamen Unterbrechung durch das Stundengebet bei der Arbeit wurde durch die Beschäftigung in der Gärtnerei, auf dem Klostergelände und in der Druckerei erfahrbar.
Was Mönchsein ausmacht und für jeden einzelnen bedeuten könnte erfuhren die Teilnehmer anhand des Vorwortes der Benediktsregel. Sätze wie: „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ halfen dabei, der eigenen Lebenssehnsucht auf die Spur zu kommen. Umgekehrt konnte aber auch das Leben eines Mönches im Kloster mit dem eigenen Alltag in eine Beziehung gebracht werden.
Das eigene Leitungshandeln wurde in Beziehung gebracht mit der Regel des heiligen Benedikt. Dazu gab uns Abt Michael aus seiner eigenen Erfahrung wesentliche Impulse mit auf den Weg. Der Abt ist der erste Hörende in der Gemeinschaft, der auf die vielen Stimmen hören muss, um das je Bessere und Heilsamere heraus zu hören. Er muss der Eigenart vieler dienen und dabei aber auch seine eigenen Impulse und Akzente setzen.
Im weiteren Verlauf stand im Mittelpunkt, wie Benedikt den Abt und seinen Lebens- und Führungsstil beschreibt. Dabei gibt er die Bilder des Hirten, Arztes und Lehrers vor, an denen sich der Leitende orientieren soll. Auch hier war der Transfer zum eigenen Leitungs- und Führungsverhalten wesentlich und wurde in Einzelarbeit und Gesprächsgruppen vertieft.
„Nebenbei“ lief der ganz normale Tageslauf der Mönche mit den Teilnehmern des Kurses: Gottesdienste in der Kirche, Mahlzeiten im Refektorium, Gespräche bei der Arbeit oder in der freien Zeit der Rekreation. Das Kennenlernen der Räume und welche Vorgangsweise Benedikt zB. beim Essen oder bei der Weise wie Entscheidungen im Kloster getroffen werden, ließen das Leben von uns Mönchen besser verstehen.
Für alle war am Ende klar: es war eine tief bewegende Zeit mit überaus wertvollen Erkenntnissen und Einsichten und ganz bestimmt nicht die letzten Tage im Kloster, sondern sie kommen sicher wieder zurück!
Für mich persönlich als Kursleister war es eine Sternstunde der besonderen Art mit dieser Gruppe einige Tage unterwegs gewesen zu sein.