Weltraumschrott statt Asteroiden-Beobachtung?
Am 21.11. wurde in der Klostersternwarte der Asteroid 2020 SO (K20S00O) aufgenommen. So weit so geht. Nachdem seine Position vermessen und zum MPC geschickt war, kamen seltsame Abweichungen von einer Seite für Bahnbeobachtungen und -berechnungen zurück. Sofort wurden die Bahndaten von 2020 SO näher analysiert und angeschaut. Es fiel auf, dass der Körper der Erde am 1. Dezember 2020 sehr nahe kommen wird: Mit einer Minimaldistanz von weniger als 47000 Kilometern liegt sie fast im Bereich des geostationären Orbits für Satelliten!
Durch eine Nachfrage bei Bernhard Häusler*, der Spezialist für Beobachtungen von Asteroiden ist, bekamen wir noch mehr Informationen und Links zu dem vermutlich ca. 6 m großen Teil: Nach seiner ersten Visite im Dezember und einem Besuch am Lagrangepunkt 2 wird er am 3. Februar 2021 nochmals Mond und Erde sehr nahe kommen. Mit rund 215000 Kilometer wird dann die Distanz zur Erde ausfallen. Dabei wird er wieder auch dem Mond wieder sehr nahe kommen und vermutlich durch diese Rendevousz seine Bahn um einiges ändern.
In der Nacht vom 30.11. auf den 1.12.2020 wird er relativ hoch am Himmel stehen und wäre eigentlich dem größten Teleskop der Klostersternwarte, einem 30 cm Newton, sogar visuell zugänglich. Leider wird aber auch der Vollmond am Himmel sein und die Beobachtung wird voraussichtlich nur mit der Kamera erfolgreich werden.
Nun wird auch heftig spekuliert, was das Objekt sein könnte: Alan Harris (MPML) und Paul Chodas tendieren zu einem größeren Teil einer Surveyor 2 Centaur - Rakete. Dazu am Ende die schöne Bemerkung "more likely space junk..." - also schnöder Weltraumschrott statt der Beobachtung eines Asteroiden!
Surveyor 2 wurde am 20.9.1966 mit einer Centaur Rakete zum Mond geschossen, um unseren Trabanten für die geplanten, bemannten Besuche zu erkunden. Könnte gut sein, dass das Teil von damals Jahrzehnte lang auf einer Erd-ähnlichen Orbit um die Sonne geeiert ist und uns nun wieder fast auf den Kopf fällt!
(*) Link zu Bernhards Häuslers Webseite:
Vineyard Observatory Dettelbach