Spannender Beobachtungsabend am Frühjahrshimmel
Wir starteten gleich nach Eintreffen meiner Besucher die Beobachtung der Venus. Mit freiem Auge war nichts mehr zu sehen aber immerhin, die Dreiviertel-Venus stand bunt (aufgrund der Refraktion durch die Atmosphäre) im Okular. Nach zehn Minuten war allerdings nichts mehr zu sehen. Da hieß es auf die nächste Wolkenlücke zu warten. Bis dahin war Gelegenheit Teleskope und ihre Technik zu erklären, auf die Montierung einzugehen und dass Vergrößerung nicht alles ist.
Als die Wolken wieder zurück gingen kam wieder Venus in den Fokus, die majestätisch leuchtend im Okular stand. Gleichzeitig wurde mein 10" Dobson-Teleskop aktiviert, da sie für die Sternwartengeräte langsam zu sehr im Westen und damit hinter der Wand meiner Sternwarte verschwand. Unser Nachbarplanet wurde noch bis 22 MESZ weiter verfolgt und so die Erdrotation nicht nur im Dobson sondern auch augenscheinlich deutlich.
In der Dämmerung kamen zunächst die hellen Sterne dran: Betageuze, Prokyon, Pollux und dann der schöne Doppelstern Castor. Anhand dieser kam der Unterschied zwischen Planeten und Sternen auf, wie viele Planeten es im Universum mit Leben es geben könnte und was das vielleicht für die Theologie bedeutet - dieser Bogen spannte sich immer wieder bis zum Ende über den Gesprächen unseres Beobachtungsabends.
Dann war es dunkel genug für die ersten Offenen Sternhaufen: M35 mit seinen vielen, vielen Sternen. Bevor sie im Westen für den Sternwarten-Newton verschwanden rückten die Plejaden ins Blickfeld. Und der Dobson konnte an den "Sieben Schwestern" wieder seine Freiheit gen Westen ausspielen. Später nahmen wir in dieses Teleskop - ohne zu schubsen - auch den Polarstern ins Visier. Der Polarstern ("warum heißt er eigentlich so?") provizierte eine längere Diskussion zur Erdrotation, die nicht ganz abgeschlossen werden konnte.
Denn zu den nächsten Objekten am Westhimmel zählte auch der tief stehende Orionnebel bevor er ganz verschwand. Er war zwar nur noch ein schwach leuchtendes Nebelchen um das Trapez zu sehen, aber er gab dann Anlass über den Lebenszyklus der Sterne zu berichten: wie sie entstehen und dann auch wieder vergehen. Fragen über Fragen wurden gestellt!
Ein Exkurs zu den hellsten Sternbildern schloß sich an: im Norden der Große und Kleine Bär, Kassiopeia, Perseus, der unscheinbare Kepheus, weiter in den Westen zu Stier und Fuhrmann, Orion, Kleiner und Großer Hund (der sich schon unter die Bäume verzogen hatte), hoch im Süden zum Löwen und wieder zurück in Richtung Osten zu Jungfrau, dem Bärenhüter, um wieder beim Ausgangspunkt zu landen.
Danach hangelten wir uns an weiteren Offenen Sternhaufen entlang M36, M37 und M44, bis es endlich "dunkel" wurde. Die Nacht war relativ hell und mit 5,5 mag wäre sicher noch "Luft" nach oben gewesen, aber diese war wenigstens sehr ruhig. Damit wagten wir den Sprung aus unserer Galaxis hin zu M81 und M82. Die schiere Entfernung von Millionen von Lichtjahren beeindruckte schon sehr. M82 bei 200x Vergrößerung stand länglich und mit vielen Einzelheiten auflgelöst im Okular. Einfach klasse!
Um an weitere Objekte zu gelangen folgte ein Schwenk an den Osthimmel: Bei der Beobachtung von M3 (ohne Vorwarnung) kam es zu einem unvermittelten "Wow, was ist denn das!", "Tausende von Sternen..." ein Kugelsternhaufen wie ein Kronleuchter!
Krönender Abschluss war dann M51: für mich war sogar die Spirale um die große Galaxie angedeutet und die Materiebrücke zur kleineren Nachbarin hin sichtbar. Das wollten nicht alle Beobachter bestätigen, aber immerhin wurde ein Lichthof um den größeren Nebel wahrgenommen.
Meinen Gästen wurde es nach etwa drei Stunden langsam kalt und manche wurden auch müde. Mag sein, dass zwischendurch auch ein bequemer Sessel zum Ausruhen gefehlt hat, um wieder Kraft und Wärme zu tanken. Zufrieden verabschiedeten wir uns bis zur nächsten Seminarsitzung am künftigen Mittwoch, in der ich Bilder vom Kosmos und physikalische Hintergründe dazu erklären werde.