Rezension zum Buch "Womit das Vakuum gefüllt ist"
Das Staunen lernen
Gott hielt der britische Astrophysiker Stephen Hawking (1942-2018) nicht für einen Faktor bei
der Entstehung des Universums. Die Existenz des Menschen im großen Plan der Dinge sei, rein naturwissenschaftlich gesehen, „das Ergebnis eines Glücksspiels“.
Die Entwicklung des Menschen erklärt Hawking als „Produkt von Quantenfluktuationen im sehr frühen Universum. Gott würfelt wirklich“. Dieser Sicht widersprechen P. Christoph Gerhard OSB, Leiter der Sternwarte der fränkischen Benediktinerabtei Münsterschwarzach, und der Chemiker und Biologe Christian Lorey in ihrem jetzt erschienen Buch „Womit das Vakuum gefüllt ist – 33 Gründe, das Staunen zu lernen“ (Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2018, 174 S.).
Das naturwissenschaftliche Wissen, schreiben Gerhard/Lorey einleitend, habe sich binnen 15 Jahren verdoppelt. Und mit dieser rasanten Wissenszunahme lasse sich nach verbreiteter Auffassung der Glaube an Gott widerlegen. Gerade weil sie sich leidenschaftlich mit Naturwissenschaften befassten, bekennen beide, „glauben wir an Gott.“ Dabei spielten jedoch der Glaube an Gott und die Naturwissenschaften auf völlig verschiedenen Gebieten menschlicher Erkenntnis.
Der tiefere Blick in den Kosmos mit der Sprache der Mathematik führe zu der Frage, was die Materie so um die Sonne kreisen ließ, dass dies berechenbar wurde. Die physische Welt lasse logische Abläufe erkennen und sei somit theoretischen Überlegungen zugänglich. Aber auch umgekehrt fänden rein geistige Konzepte Anwendung in der praktisch-körperlichen Alltagswelt, ohne dass dafür ein Grund angegeben werden könnte. Für Gerhard/Lorey ein wesentlicher Hinweis darauf, „dass unsere Welt nicht nur zufälligen physikalischen Gesetzen folgt, die sich der Entstehung aus einem rein materiellen Universum verdankt“. Die Grundlagen der Welt müssten „tiefer, also in einer Verbindung der geistigen und der materiellen Bereiche“ liegen. Welche Offenbarung sich auch immer künftig aus den Naturwissenschaften über die Schöpfung ergeben werde, auch sie erzähle von der unerschöpflichen Kreativität Gottes.
Nach dem allgemein akzeptierten „Urknall“-Modell begann das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren mit der Expansion eines unvorstellbar kleinen Punkts. Der Zustand vor diesem „Knall“, mit dem der Kosmos binnen kürzester Zeit expandierte, liegt außerhalb menschlicher Vorstellungskraft. „Die Welt, die dabei entstand, ist einzigartig. Sie hat eine faszinierende Entstehungsgeschichte, die man sich bessere nicht hätte ausdenken können. Eine der schönsten Geschichten unserer Welt“, betonen die Autoren.
An 33 sehr unterschiedlichen Beispielen zeigen Gerhard/Lorey, welche physikalischen und chemischen Prozesse diese Geschichte des Kosmos, der Welt, beeinflussen und bestimmen. Unter den geschätzten 300 Milliarden Galaxien, führen sie aus, „scheint unsere einen mittleren Platz einzunehmen, nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein, im Mittelfeld gelegen, was dem Leben auf unserer Erde wiederum zuträglich“ sei. Gerhard/Lorey öffnen die Augen dafür, wie Gesetze, Konstanten und Abläufe im Universum überhaupt erst die Möglichkeit von Leben auf dem Blauen Planeten ermöglicht haben und weiter möglich machen. Der Platz der Erde und ihres Sonnensystems sei keineswegs beliebig, sondern befinde sich genau in der Mitte der bewohnbaren Region in der Galaxie. Aufgrund des Zusammentreffens so zahlreicher auf einander abgestimmter Bedingungen wollen Gerhard/Lorey nicht an eine Abfolge blinder Zufälle glauben. Das Zusammenwirken so vieler Faktoren und richtiger Variablen begründe durchaus legitim die Vermutung eines Schöpfers. Dabei lassen die Autoren auch Zusammenhänge erkennbar werden, die sich auf den ersten Blick nicht unbedingt erschließen. Zugleich vermitteln sie ein Gespür dafür, welche positiven, aber auch negativen Auswirkungen schon relativ kleine Eingriffe des Menschen in die austarierten Abläufe der Welt und der Natur haben können. Und sie geben dem Menschen eine Vorstellung seiner Kleinheit in diesem „unendlichen“ Kosmos.
Naturwissenschaftler könnten die Rätsel in der Welt lösen, schließen Gerhard/Lorey ihr Buch. Bei ihren Problemlösungen tauchten aber stets viele neue unbeantwortete Fragen auf. Wer staunend die Welt betrachte, stoße auf das ihr innewohnende Geheimnis. Ein Rätsel könne gelöst werden, ein Geheimnis nicht. Das solle es auch nicht, so die Autoren, „da es sonst verloren geht“.
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