Photonen aus 0,96 Mrd. Lichtjahren Entfernung...
So nannte Uwe Schultheiß seinen Bericht zu zwei gemeinsamen astronomischen Beobachtungsnächten im August 2024. Sein erfrischender Schreibstil zeigt seine Begeisterung über sein Hobby, die Astronomie.
Er schrieb: Die letzten Tage und Wochen waren astronomisch gesehen wirklich brauchbar. Gerade die letzten Nächte zeigten sich wirklich lohnenswert. Ich besuchte ich Christoph in Stetten. Er hatte noch Urlaub und so verabredeten wir uns. Am Montag stieß spontan noch Georg zu uns auf der Anhöhe hinter dem Ort und in der letzten Nacht begleiteten mich Bernhard und auch August war mit am Start.
Am Montag war die Luftruhe anfangs extrem gut, was wir bei der Einstellung des ACF schon merkten. Das Doppel-Doppel von Epsylon Lyrae stand dann bei ca. 750fach extrem ästhetisch im "glattesten" Spiegel der Welt. "Wahnsinn", entfuhr es mir beim Blick ins 3,5er Nagler-Okular.
Nachdem das Firmament langsam dunkler wurde, konnten wir die ersten Objekte ansteuern.
Christoph hatte am Montag seinen 70 mm Weitfeldrefraktor dabei, welcher zum Spaziergang in der Milchstraße einlud und die helleren Nebel und Sternhaufen brillant in Szene setzte. Am Mittwoch war sein 250 mm Dobson mit am Start, der sich durch eine sehr gute Abbildung auszeichnet.
Wir grasten die bekannten Schönheiten des Himmels ab und freuten uns auf den Zentralstern des Ringnebels. Dieser blitzte immer wieder bei etwas mehr als 300x im Zoomokular auf. Die feinen umliegenden Sterne rundeten das Bild ab. Der Ring zeigte auch in sich unterschiedlich helle Bereiche - faszinierend!
Die Hexenhand und der Sturmvogel im Cygnus wurde mit Filter abgeräumt... exzellent, was da an Struktur ins Auge ploppt, vor allem im Dobson mit seinem großen Bildfeld.
Toll sind für mich die tiefer im Süden und Norden stehenden Objekte, da ich zu Hause auf Grund der umliegenden Häuser und Sträucher nicht in diese Regionen blicken kann. So sind Trifid-, Lagunen- und Omega-Nebel echte Knaller, die ich dann gerne beobachte. Die Einzelheiten kamen sehr gut heraus. Die Sternhaufen, die in Nebel eingebettet sind und die weiten Ausläufer der Wasserstoffnebel waren wunderschön im Zusammenspiel.
Der "Beobachteratlas für Kurzentschlossene" und "der Stropek" unterstützten uns in der Auswahl der kosmischen Schön- und Feinheiten. Interessant ist immer die Beschreibung und der Nervenkitzel, ob man grenzwertig schwache Nebel noch erhaschen kann.
Neben den Kugelsternhaufen M13, M15, M56 und zahlreichen Galaxien wollte ich in Draco den Quasar Markarian 205 in der Sterninsel NGC 4319 aufsuchen. Dies gelang in unserer letzten Nacht. Über schöne Edge-on-Galaxien, allen voran NGC 5907 und ging es schließlich zu NGC 4319 mit dem Mrk 205. Gemeinsam mit dem Objekt der Begierde hatten wir die rundliche, helle Galaxie 4291 im Gesichtsfeld. Den helleren Kern von NGC 4319 konnten wir schnell erfassen, die umliegende Aufhellung trat nach und nach hervor. Nach der Karte fanden wir schnell die umliegenden 3 Feldsterne, so dass uns die Orientierung leicht fiel. Tatsächlich liegt der Quasar nur scheinbar in der Galaxie, denn er ist 10x weiter von ihr entfernt. Wenn man dann das Gesichtsfeld in der Gesamtansicht wirken ließ glomm an der beschriebenen Stelle tatsächlich Mrk 205 durch. Immer wieder lässt man dann das Ganze auf sich wirken und wird sich bewusst, was gerade passiert. Da bekommt man schon ein klein wenig Gänsehaut, bedenkt man dass die Photonen fast eine Milliarde Jahre lang unterwegs zu uns waren, die jetzt die sensiblen Stäbchen in unseren Augen reizen!
Wir waren begeistert! Christoph beschäftigte sich in seinem Dobson lange mit der Galaxie M33 und ihren Sternentstehungsgebieten. Leider war der Himmel in Süd-Östlicher Richtung durch die Lichtglocke von Würzburg doch etwas aufgehellt, so dass die Spiralarme nur ansatzweise hervortraten. Mit speziellen Nebelfiltern, die das Streulicht abminderten, konnten wir die H-Alpha Region um NGC 604 deutlich erhaschen.
Natürlich gab es auch wieder viel zu lachen und der ein oder andere Spruch hallte durch die abendliche Stille. Wenn man die Okulare des Freundes benutzt, vergisst man schon mal, dass ein Okular auch Auszugseitig einen Staubschutzdeckel besitzt. Dieser ist zwar aus durchsichtigem Plastik, aber ...
der eingestellte NGC 7331 und herauszudeuteln galt es Stephans Quintett... zeigte sich nicht!
"Des gibt´s doch net, ich krieg die Sternle net scharf!", motzte Christoph vor sich hin.
Er gab mir das Okular zurück und als ich es am ACF nutzte war mir klar woher das milchig-trübe Bild kommt. Jeder kann sich denken, dass ich gleich gefrotzelt hab... das sind die Momente, über die man dann am nächsten Stammtisch erneut lachen kann. (natürlich ist mir das selbst auch schon passiert...)
Die Zeit verging wie im Flug und wir dachten erst weit nach 1:00 Uhr an das Zusammepacken, als der Mond langsam im Osten hervorkroch.
Absoluter Knaller war aber dann noch Saturn, der bei mehr als 300x eine perfekte Vorstellung gab. Sogar die Cassini-Teilung war ab und an zu erkennen! Und das trotz des schmalen Ringsystems (in jetzigen Ansicht). Schnell hatte ich mein Smartphone an das Okular gehalten. Unser Profi-Fotograf meinte zwar gleich, dass das nix wird, wurde aber eines Besseren belehrt. Und weil dann der Ehrgeiz mit Christoph durchgeht, musste er unbedingt sein iPhone ebenfalls bemühen. Der Vorteil bei diesem ist, dass man die Helligkeit noch herunterregeln kann. So filmte er mit seiner "Astrokamera", am besten Teleskop auf dem Platz ;-)), den schönsten Planeten den es gibt.
Zufrieden räumten wir dann das Feld und freuen uns auf das nächste / auf die nächsten Treffen zum gemeinsamen Beobachten.
(Der Bericht wurde durch eigene Beobachtungen von P. Christoph ergänzt.)