Mars in Erdnhähe Juli / August 2018
Und das mit einigem Erfolg! Mein erstes, gutes Bild (rechts) von Mars gelang mir Ende Juni.
Dabei zeigte der Norden schon deutliche Spuren von blauen Kohlendioxidwolken. Daran schlossen sich die wenig markanten Teile der nördlichen Halbkugel an.
Weiter nach Süden ist der Bereich des längsten Canyon des Sonnensystems zu sehen, der über 3.000 km lang ist. Allerdings ist er nur auf Satellitenbilder im Detail zu erkennen. Es wird auch vermutet, dass dort das Staubresevoir liegt, aus dem die globalen Sandstürme sind. Dazu später noch mehr.
Ganz im Süden ist eine deutlich Polkappe zu sehen, die allerdings auch von Kohlendioxidwolken leicht verhüllt ist.
Ab Anfang Juli wurde die Beobachtung von Mars immer schwieriger durch einen Staubsturm, der sich über die gesamte Planetenoberfläche hinweg ausbreitete. Ein einfaches RGB-Bild zeigte kaum Einzelheiten. So blieb im Grunde nur ein spezieller Weg, das RGB-Bild mit einem R- oder IR-Bild zu überlagern, um die wenigen sichtbaren Strukturen heraus zu arbeiten. Visuell wird dadurch das Bild "falsch", da es so am Teleskop nicht zu sehen ist.
Mars, Münsterschwarzach, 9.7.2018 um 01:54 UT, 12" Newton, ASI120MM mit Filterrad, 15 min R-RGB P. Christoph Gerhard OSBTatsächlich sind aber die Strukturen an der Oberfläche des Mars da - aber leider nicht wirklich zu sehen, da unter einer zwar transparenten, aber visuell weit gehend undurchsichtigen Staubschicht verborgen. Im roten Farbbereich ist unser Auge kaum empfindlich, sodass die Strukturen am Okular dem menschlichen Beobachter schnell verloren gehen. Hinzu kommt noch die sehr tiefe Stellung von Mars, die durch die Luftunruhe viele Details verliert.
Im Bild ist im linken Bereich die große Syrte zu sehen, darunter das große, runde Gebiet das, Hellas genannt wird. Es ist auch von der Einfärbung hell und wird oft mit einer Polkappe verwechselt, die aber hier weiter unten zu finden ist.
In der Bildmitte sind Tyrrhena Terra und anschließend nach rechts Terra Cimmeria zu sehen.
Oben im Norden ist Utopia Rupes bzw. Utopia Plantia in einem leicht bläulichen Kohlendioxid-Dunst zu erkennen.
Die dunklen Gebilde ganz im Süden werden Promethei Terra zugeordnet.
Mars, Lindelbach, 6.8.2018 um 23:13 UT, 8" APO, ASI120MM IR und RGB P. Christoph Gerhard OSB, Ralf Mündlein
Den nächsten "Kracher" konnte ich bei Ralf in Lindelbach landen: mit seinem besonderen 200 mm / 2000 mm Refraktor, dessen Brennweite mit einer Barlowlinse auf etwa 4.500 mm verlängert wurde, konnte ein sehr gutes Bild für diese Saison aufgenommen werden.
Nun ist die Region der Großen Syrte auf der rechten Seite im Westen zu sehen. Darüber die dunkleren Stellen der Utopia Rupes. Unterhalb der länglichen Syrte ist das Hellasbecken gelb leuchtend erkennbar, an das sich nach Osten hin die helle, südliche Polkappe anschließt. Rechts von der Mitte der Planetenscheibe findet sich die hellere Terra Sabea. Die dunkleren Gebiete sind Sinus Meridiani und Sinus Sabeus. Margaritifer Sinus setzt sich im Osten fort, ist aber noch nicht recht zu erkennen, da das Gebiet sich noch zu sehr am Ostrand des Planeten befindet.
Insgesamt ist das Bild sehr gut gelungen, da es einerseits viele Details zeigt, ohne überschärft von der Bildverarbeitung her zu sein.
Das nächste Bild zeigt eine ähnliche Stellung, wie am 9.7.2018. Durch die etwa 1/2-stündig längere Rotationsdauer des Mars gegenüber der Erde (ein Marstag ist 37,3 min länger) zieht für einen irdischen Beobachter jeweils zur gleichen Zeit am darauf folgenden Tag ein leicht versetztes Detail von Mars über seine Planetenscheibe. In knapp 31 Tagen kann man so den vollen Marsglobus beobachten.
Die oben beschriebenen Strukturen finden sich auch auf dem mehr zufällig gewonnen Bild wieder. Denn eigentlich standen die Perseiden, die Sternschnuppen des August auf dem Programm in dieser Nacht. Aber im 10" ACF von Uwe Schultheiß stand Mars derart gut, dass wir ein Bild von unserem roten Nachbarn aufnahmen. Auch hier wurde das RGB wieder mit einem Bild im roten Farbkanal überlagert und der Kontrast verstärkt.
Die Zufalls-Aufnahme kann durchaus in Auflösung und Strukturdetails mit denen am Refraktor mithalten, was nicht selbstverständlich ist. Die Luftruhe war zum Aufnahmezeitpunkt excellent für die tiefe Stellung.
Die nebenstehende Aufnahme stellt eine Besonderheit dar: ohne sich abzusprechen zeichnete Uwe Schultheiß an seinem 10" ACF (250 mm Öffnung) den Planeten Mars in der Nacht vom 15./16.8.2018 und ich fotografierte Mars zur gleichen Zeit mit einem 72 mm APO-Teleskop, dessen Brennweite auf ca. 1.400 mm Brennweite verlängert wurde.
Die S/W-Zeichnung zeugt von der hohen Fähigkeit auch feinste Details bei starker Luftunruhe zu erfassen und sie in den richtigen Proportionen zu erfassen. Das farbige Foto profitierte von einer zwischenzeitlich ansehnlichen Luftruhe, die auch visuell eine Vergrößerung von knapp 200-fach am roten Planeten zuließ, der ja noch immer sehr hell und mit 23" relativ groß ist.
Neben den schon bekannten Details (ganz am Ostrand, links ist die Große Syrte und Hellas noch erahnbar), folgen in der Mitte Libya, Mare Tyrrhenum, Hesperia und das Mare Cimmerium. Andere Einzelheiten, wie vielleicht Olympus Mons rechts oben am Planetenrand sind nicht wirklich zu erkennen. Dafür waren die Bedingungen zu schlecht oder das eingesetzte Teleskop zu klein.
Immerhin zeigen die Zeichnung und das Bild überraschende Details auf der Oberfläche des Mars.