Gemeinsame Beobachtung
Mit Ralf Mündlein verbindet den Autor eine langjährige Freundschaft. Bei einer gemeinsamen Beobachtung in der Sternwarte Lindelbach standen neben Saturn auch viele Doppelsterne im Mittelpunkt.
Als in der Dämmerung die ersten Sterne sichtbar wurden, stand zunächst die optimale Einstellung des großen 16 Zoll Teleskops im Mittelpunkt. Durch Ralfs große Erfahrung und seinem Geschick war dies in Kürze erledigt. Ruhig stand Epsilon Lyrae im Okular und die Beugungsringe waren innerhalb der engen Komponenten noch deutlich zu sehen. Ein wunderbares "Test-"Bild bei 800x Vergrößerung!
Danach schwenkten wir zu Beta Cygni, Albireo genannt. Die beiden Komponenten liegen knapp 35" auseinander, was überhaupt kein Problem für das große Teleskop war. Ziel war es, den blauen Begleiter des orangen Hauptsterns zu finden. Leider war die Distanz von weniger als 0,4" bei dem großen Helligkeitsunterschied nicht zu trennen. Es fehlte uns vielleicht auch ein Blaufilter, mit dem man den überhellen Stern etwas hätte mindern können.
Der nächste Doppelstern im Schwan war Delta Cyg. Mit 2,9 mag ist die helle Komponente fast 3,4 mag heller als der schwächere Begleiter. Also ein ähnlicher Fall, wie bei Beta Cygni. Doch der Abstand beträgt fast das achtfache, was es wesentlich leichter macht. Nach einer Weile des Betrachtens konnte der schwächere Begleiter in einer Distanz von ca. 2,8" sicher gehalten werden.
Der Sternhaufen NGC 6871 mit seinen Mehrfachkomponenten WDS20060+3547, ES 25 = WDS20060+3546, SEI 865 = WDS20061+3546 ging uns als nächstes ins Blickfeld. Zunächst war es verwirrend, die vielen Sterne im Okular zuzuordnen. Spannend war auch hier nicht ganz enge Paare zu beobachten, sondern die schwächeren Sterne um 14 mag im Bildfeld sicher zu sehen. Wir verweilten längere Zeit in diesem wunderbaren Sternfeld.
Nachdem die Luftruhe ausgezeichnet war, schwenkten wir auf M57, dem Ringnebel in der Leier. Nach einigem Betrachten konnte immer wieder auch der Zentralstern gesehen werden. Oder waren es Verdichtungen innerhalb des Nebels? In jedem Fall konnte bei indirektem Sehen ein Sternchen im Zentrum des ovalen Nebels gehalten werden. Schön waren auch die helle Außenschale des Nebels mit ihren Ausfranzungen und die umgebenden Sterne zu beobachten.
Danach war es Zeit auf Saturn zu schwenken, denn er kam gerade über die umstehenden Bäume hinweg ins Blickfeld. Zu Beginn stand der Ringplanet ungemein ruhig im Bildfeld. Ein Korrektor der atmosphärischen Dispersion (ADK) half ihn noch besser zu sehen, denn unsere Atmosphäre wirkt bis ca. 45° Höhe wie ein Prisma: blaue Anteile des Lichtes werden stärker gebrochen als rote Teile eines Objektes. So sieht man dadurch oben einen Blausaum und unten einen Rotsaum eines Sternes oder Planeten. Diesen Effekt der Atmosphäre gleicht ein ADK oder ADC (atmospheric dispersion corrector) aus. Der visuelle Eindruck gleicht dem erfolgreichen fotografischen Bild, das wir gewinnen konnten:
Leider bewölkte sich dann der Himmel und nach einem kurzen, guten Blick auf Jupiter mussten wir unsere Beobachtungsnacht weit nach Mitternacht beenden, was wir beide bedauerten.