Astronom(ie) auf Gottsuche (zusätzliche Bilder)
Gegen 15.00 Uhr traf ich mit meinem "Astro-Van" voll beladen mit dem 8" Dobson, 10" ACF, Literatur, Unterlagen und Material am Kloster ein. Die Zeit nach dem Einchecken bis zum Beginn um 18.00 Uhr nutzten wir noch um die letzten Feinheiten abzustimmen. Dann konnten wir loslegen...
Elf Kursbesucher ließen sich auf das spannende Abenteuer ein, sich an die Grenzen der Wissen- und Vorstellungskraft führen zu lassen und schnell war klar, dass wir eine "entspannte" Gruppe waren. Schon bei der Vorstellung wurden erste eigene Erfahrungen ausgetauscht und Fragen gestellt, die uns noch beschäftigen sollten. Großgeschrieben wurde über die gesamte Zeit die Toleranz gegenüber den unterschiedlichen Meinungen und Welt- bzw. Gottesbildern.
Christoph übernahm in gewohnt souveräner Weise die eher glaubensbezogenen Inhalte, während ich mit der "brottrockenen Wissenschaft" zu begeistern versuchte.
Aufgelockert wurden die interessanten Vortragsblöcke und gewinnbringenden Gesprächsrunden mit Übungen zur Achtsamkeit. In den Pausen, Gebets- und Essenszeiten in denen für mich (hier spreche ich aus der Schulfortbildungserfahrung) nebenbei die "wirklich wichtigen Gespräche" stattfanden, konnte Christoph leider aus "beruflichen Gründen" nicht immer dabei sein. Ich nutzte jedoch die Gelegenheiten um die Stimmung und Wünsche der Teilnehmer zu sondieren. Bis der Kurs dann weiterlief reagierten wir flexibel und spontan, um den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden. Das kam sehr gut an.
Am ersten Abend gaben wir trotz Wolkendecke eine kleine praktische Teleskopkunde mit Blick auf eine entfernte Straßenlampe. Bis auf einen Teilnehmer hatte hier nämlich keiner Erfahrung mit dem Equipment, welches zum Blick in die Schöpfung benötigt wird.
Die Verpflegung und das Gästehaus kann ich nur loben. Die Gebetszeiten, die gerne angenommen wurden und die gebotenen Ruhemomente waren ebenfalls nicht zu unterschätzen, was die Stimmung an geht.
Bei solchen Rahmenbedingungen ist die Laune schon mal von Grund auf gut. Das kommt einem natürlich bei "Ergebnisoffener Kost" entgegen. Wir wussten ja beide, dass wir nicht die Weltformel oder den "lieben Gott" auf dem Tablett präsentieren konnten. Berührungspunkte mit dem Schöpfer galt es zu schaffen und finden; die Grenzen der Physik darzulegen und biblische Aussagen, in unserem Fall die Schöpfungsgeschichten wissenschaftlich zu hinterfragen. Alle arbeiteten äußerst engagiert mit, ließen sich von optischen Täuschungen verblüffen und erfuhren, was genaues Betrachten bedeutet. Christoph und ich spielten uns die "Bälle" zu und griffen uns verbal im ein oder anderen Moment geschickt unter die Arme. Wir ergänzten uns sehr gut - Christoph in seiner gelebten Gottverbundenheit, seinem Wissen, seinen Ergebnissen im astronomischen Bereich und ich als Genussbeobachter, der mit seiner guten Beobachtungsgabe, den Zeichnungen und der Freude am Nachthimmel immerhin mal schnell ein paar Galaxien ins Gesichtsfeld schubsen kann.
Soweit so gut. Alles lief nach "Plan" ... Das Wetter blieb der unsichere Faktor, hofften wir doch darauf auch dem Wunsch nach einem Livebild nachzukommen. Gut, ich bin es normalerweise gewohnt, dass der Gastgeber dafür Sorge trägt. Und so enttäuschte mich auch Christoph am gestrigen Abend nicht.
Nach einem tollen, ausführlichen Bildervortrag, auf dem Christoph alle Festplatten-"Register" zog und uns bis in die tiefsten Tiefen des Weltall entführte, hatte Petrus ein Einsehen (oder sah die Präsentation als Steilvorlage ...) und lockte uns mit ersten Wolkenlücken gegen 21.30 Uhr nach draußen.
Kurz danach standen ein 10" Gitterrohrdobson, mein 8"er und der 10" ACF in Stellung. Zuerst betrachteten wir den Mond, der sich noch zaghaft hinter Wolkenschleiern versteckte, dann die Halbvenus... spätestens aber beim Jupiter mit seinen Wolkenbändern und Monden konnten die Kursteilnehmer die Begeisterung nicht mehr verbergen. "Das ist ja toll!!!" , "Und das sind jetzt wirklich die Galiläischen Monde???" , "Mensch, das ist ja wie auf den Bildern!" , "Ich will schon noch gern Saturn sehen!!!", "Können wir auch noch Galaxien beobachten!" waren nur einige aufgeregte Aussagen, die mir im Gedächtnis geblieben sind.
Schon blitzte Saturn am Südosthimmel durch und stellte in ruhigen Momenten deutlich die Cassiniteilung zu Schau. Das war schon großes Kino. Der Himmel wurde nun von Minute zu Minute klarer und wir durften neben Castor, Epsilon Bootes und Albireo, M 13, M 57, M 81/82 mit dem Laser auch die Sternbilder zeigen. Nach und nach verabschiedeten sich mit zunehmender Kälte nach einem intensiven Tag die Gruppenmitglieder und wir packten gegen 0.30 Uhr zusammen. Ach ja, Christoph konnte ich noch schnell den Sturmvogel schmackhaft machen, bevor aufziehende Zirren das Himmelsschauspiel trübten.
Der heutige Vormittag verging dann beinahe wie im Flug. Eine kurze Rückschau sowie die Zusammenfassung unserer erarbeiteten Ergebnisse, letzte Fragen in der Reflexionsrunde und schon konnten wir uns der Sonnenbeobachtung widmen...dachten wir – unsere Entscheidung war dann doch noch etwas zu optimistisch. Sinn machte nur etwas Weißlichtbeobachtung die uns keinen einzigen Sonnenfleck bestätigte.
Doch in der "Nachspielzeit" im Anschluss an das leckere Mittagessen wurde in H-Alpha unser Zentralgestirn bewundert. Bei lockerer Bewölkung und viel blauem Himmel trafen wir uns im Gästegarten und blickten durch Christophs kleinen Sonnenrefraktor mit Coronado Filter. Leider gab es keine wirklich auffälligen Protuberanzen am Sonnenrand, doch die Granulation und ein langgestrecktes Filament waren in Anbetracht der Wetteraussichten wirklich mehr als wir erwarten durften. Einfach genial, dass der Kurs mit einem Blick auf den wohl wichtigsten Himmelskörper für unsere Erde endete. Nicht nur in unseren Herzen wurde es warm. Die Frage ob es den schwarzen Habit auch in weißer Farbe gibt wurde schon am Mittagstisch in freudiger Erwartung auf die Aussichten gestellt. "In Afrika tragen wir weiß!", konnte Christoph berichten.
Ich für meinen Teil bin in den letzten drei Tagen Gott wieder ein kleines Stück näher gekommen und blicke weiterhin ehrfürchtig auf die Schöpfung die uns in ihrer Vollkommenheit umgibt. Gehen wir achtsam mit ihr um!!
Uwe Schultheiß danke ich für die herzliche und gute Zusammenarbeit in der Kursleitung und für seinen tollen Bericht!
Links:
Das Programm "Stellarium": http://www.stellarium.org/de/
Die Homepage von Uwe Schultheiß: http://www.the-night-black-white.de
Literatur:
The Heavens Proclaim, Astronomy and the Vatican, edited by Guy Consolmagno SJ, Vatican Observatory, 2009.
Arnold Benz, Die Zukunft des Universums. Zufall, Chaos, Gott?, Patmos 2011.
Carl Friedrich von Weizsäcker, Die Sterne sind Gaskugeln und Gott ist gegenwärtig, Über Religion und Naturwissenschaft, 1992.
Stephen Hawking & Leonard Mlodinow, Der Große Entwurf, Eine neue Erklärung des Universums, rororo, 2013.
John Lennox, Stephen Hawking, Das Universum und Gott, SDM-Verlag, 2014.
Alex Stock, Poetische Dogmatik, Schöpfungslehre, 1. Himmel und Erde, Verlag Ferdinand Schöningh, 2010.
Evolution Geist Gott, Beiträge zu einer christlichen Philosophie, Mathias Schickel und Daniel Zöller, Verlag Text & Dialog, 2015.
Deep Sky Reiseatlas, Michael Feiler, Philip Noack, Oculum Verlag, 2014.
Anschauliche Astronomie - vom Verstehen zum Beobachten, Uwe Pilz, Kunstschätzeverlag
Kosmos Himmelsjahr 2015 bzw. 2016...
Stars am Nachthimmel, Stefan Korth / Bernd Koch, Kosmosverlag 2012
Atlas für Himmelsbeobachter, Erich Karkoschka, Kosmos Verlag
Deep Sky Reiseführer, Ronald Stoyan, Oculum Verlag (Ergänzungsbuch zum Deep Sky Reiseatlas mit Zeichnungen undausführlichen Beschreibungen zu den Objekten)
Eine drehbare Sternkarte kann für den Einstieg und zum Kennenlernen der Sternbilder auch hilfreich sein!!!