Wir sind Sternenstaub (2)
Am Abend des 5.2.2022 versuchten wir im Seminar "Wir sind Sternenstaub" ihn mit eigenem Auge am Himmel zu sehen. Dabei machte es der Wetterbericht äußerst spannend, der eigentlich nur für eine kurze Zeit einen klaren Himmel voraussagte. Mit etwas Glück gelangen uns über zwei Stunden hinweg immer tiefere Einblicke in die Welt der Sterne.
Susanne Hüttemeister und Daniel Fischer hatten natürlich eine Wunschliste für das Seminar an "Sternenstaub"-Objekten: allen voran M42 / 43, der große Orionnebel. Junge Sterne umgeben von Staub und Gas aus dem sie entstanden waren. Dann Offene Sternhaufen, die ja sehr zahlreich in der Wintermilchstraße vorkommen. Dann Sterne, die schon vergangen waren und ihren Vorrat an Gas und auch Sternenstaub in das Weltall wieder zurück gegeben hatte: Messier 1, der Krebsnebel (er stand leider schnell hinter Wolken) und NGC 2392, der "Innuit"-Nebel im Sternbild Zwilling.
Aus dem Bericht von Uwe Schultheiß, der uns in genialer Weise wieder mit zwei seiner Geräte unterstützte, soll hier zitiert werden (https://forum-stellarum.de/showthread.php?tid=7114&pid=49891#pid49891):
Die Luftbedingungen waren durchschnittlich und der Jet vereitelte hochvergrößernde Ansichten, aber diese sind bei solchen Events sowieso unsinnig, weil das Nachführen und Einsehen in die kurzbrennweitigen Okulare ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor sein kann. Meist steckten das 31er, 22er Nagler oder das 13er Ethos in den Auszügen. Hilfreich ist immer das Zoom Oku 8 - 24, wenn es dann doch mal etwas mehr sein soll.
Um 19:15 Uhr standen also vor der Klostersternwartenkuppel mit Christophs Teleskopen noch mein 8" f5 Dobson und der 115/805 TMB auf MON2. Den Gästen zeigten wir erst mal die hellen Schönheiten des Wintersternhimmels. M 42, der Orionnebel begeisterte doch die meisten und der Umgang mit dem Dobson am Mond fiel einigen Teilnehmern des Kurses wirklich leicht.
Danach folgten die Plejaden M45 und der schöne offene Haufen M35 im Zwilling. (...)
Die Beobachtungen und die Unterstützung an Linse und Spiegel fordern volle Konzentration und das hin und her zum nachstellen, einstellen und Okularwechsel ist schon sportlich. Da geht man völlig im Hobby auf. Christoph war in der Kuppel auch gut beschäftigt. Da wollte doch jeder sehen was die Technik in der Sternwarte hergibt. Die Eindrücke wurden dann z. T. sehr emotional erläutert und man freut sich mit den Leuten über die gesehenen Details.
So verging die Zeit und jeder hatte seine besonderen Momente an den Okularen. Einige erfreuten sich über die Mondkrater und andere an den feinen Sternchen im offenen Sternhaufen. Daneben hatte ich viele nette Gespräche und musste unzählige Fragen zu den Objekten beantworten.
Einige Witzeleien und Fachsimpeleien ließen die Zeit wie im Flug vergehen und gegen 21:00 Uhr war es dann einigen doch schon zu kalt - unser Hobby ist halt herausfordernd.
Es hat riesen Freude gemacht!
In der Sternwarten-Kuppel zeigten sich an den 180 mm Geräten der Orionnebel in seiner ganzen Pracht. Die Mondsichel stand ganz am Anfang schon im Okular und wurde mit dem Smartphone auch gleich "dingfest" gemacht. Später waren die Sterne im Refraktor "nadelfein" zu sehen, während im Menicas-Spiegelteleskop meist eher kleinere Vergrößerungen einen Überblick des gerade gezeigten Objekte verschaffte. Nach dem Highlight von Sternenstaub ging es an die Offenen Sternhaufen im Fuhrmann: M36 zunächst und dann M37. An NGC 2392 zeigte sich, wie ein ehemaliger Stern seine ehemalige Atmosphäre und damit schwerere Atome und Wasserstoffgas wieder ins Weltall zurück gibt für neue Sterne - und vielleicht auch Planeten, die sich daraus bilden können.
Nach einem Schwenk über den einzig erreichbaren Kugelsternhaufen M79, der immerhin 40.000 Lichtjahre von uns entfernt ist, ging es wieder zurück in die Nähe der Sternentstehungsgebiete unserer Galaxie im Orion.
Die Sicht mit eigenen Augen auf die Himmelsobjekte, wenn auch "nur" in Schwarz-Weiß, ist etwas ganz anderes, als ein schönes Bild (das wir auch gerne in der Klostersternwarte machen!). Die unmittelbare Erfahrung schlägt jede Vermittlung eines von anderen gemachten Bildes. Allerdings litten wir auch doppelt unter Corona: in die Kuppel konnten nur nach und nach die BeobachterInnen kommen. Das Maske tragen in der Kuppel bei der Beobachtung ließ des öfteren die Okulare beschlagen und einen Föhn zum Einsatz kommen, damit die manchmal enttäuschende Aussage: "ich seh nichts", doch noch zu ihrem himmlischen Ziel kam.