Eine sogenannte Schmidt-Kamera wurde in unserer Goldschmiede auf digitale Kameratechnik umgebaut. Nun wurden eine erste Serie von Bildern gemacht.
Mehr zu dem Umbau findet sich auf dieser Website in einem früheren Beitrag: https://www.klostersternwarte.de/aktuelles/reaktivierung-einer-schmidt-kamera
Mit dem Einsetzen eines Okularhalters, statt der früheren Filmhalterung, war es möglich geworden, eine moderne CMOS-Kamera, statt eines Films einzusetzen. Nach einer längeren Pause war es in den Juli-Nächten 2021 möglich, das spezielle Objektiv einem Praxistest zu unterziehen.
Das Fokussieren blieb aber eines der Hauptprobleme: bei einem Öffnungsverhältnis von f/1,65 und einer Brennweite von 230 mm darf aber der Fokus nur um ±17 Mikrometer abweichen! Das ist sprichwörtlich Haaresbreite! Zudem darf die Kamera um den gleichen Betrag nicht verkippt sein! Bei der nötigen korrekten Ausrichtung des Kamerahalters kam deshalb ein Justierlaser zum Einsatz, der sich als Ziel führend erwies.
Umbau in der Goldschmiede
Zum Einsatz kam nun eine gängige CMOS-Kamera mit 2,4 µm Pixelgröße, was völlig "unterdimensioniert" ist für eine Schmidt-Kamera. Wolfgang Fischer, ein Kenner der Schmidt-Kamera und ihrer Technik und optischen Eigenschaften, schrieb dazu auf seiner Website: "Die Zerstreuungskreise einer klassischen Schmidt-Kamera können theoretisch, je nach Wellenlänge, 0,015 mm [=15µm] Durchmesser nicht unterschreiten!" Die Pixel der Kamera könnten damit leicht drei mal größer sein! Eine solche Kamera stand aber nicht zur Verfügung. Es gilt: "man nehme, so man hat!" Dafür stimmte die Bilddiagonale der Kamera für das größt möglich zur Verfügung stehende Bildfeld: etwa 9 mm.
Nachstehend sind einige Aufnahmen zusammen gestellt: - der Offene Sternhaufen Messier 11 im Sternbild Schild - Messier 16, ein Offener Sternhaufen vermischt mit rotleuchtenden Wasserstoffnebel - der Hantelnebel Messier 27 (das Bild zeigt bis 18 mag!) - NGC 6992, der östliche Bogen des Schleier-, Cirrusnebel diese Aufnahme wurde bei Mondlicht und einem UHC-Filter gemacht
Die ersten Aufnahmeversuche zeigten die extreme Lichtstärke des Objektives. Schon in einer Sekunde werden Sterne mit 13 mag sicher abgebildet. Das Scharfstellen ist wirklich eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die mit Fingerspitzengefühl aber gelingt. Das Drehen am Dreh-Fokusser um wenige Grad zeigt sehr schnell den (Miss-)Erfolg am Live-Bild.
Bei Mondlicht sind Belichtungszeiten von maximal zehn Sekunden sinnvoll. Ansonsten wird der Hintergrund des Bildes zu sehr aufgehellt. Immerhin werden dann schon 15 mag Sterne auf der Einzelaufnahme deutlich! Falls der Mond noch nicht am Himmel steht, sind auch 30 Sekunden Belichtungsdauer möglich, die noch schwächere Sterne zeigen. Sicher ungeeignet sind längere Belichtungszeiten, da die helleren Sterne nur ausbrennen (überbelichtet sind) und andere, nicht erwünschte Effekte eines Schmidt-Kamera Systems deutlich werden (Geisterbilder, Koma und anderes).
Wie gut das Schmidt-Objektiv mit der modernen CMOS-Kamera zusammenarbeitet zeigt das unten stehende Jupiterbild. Es ist vierfach vergrößert und hat eine Auflösung von mindestens 6", was etwa 2,5 Pixel der Kamera entspricht. Damit wird das "theoretische" Auflösungsvermögen des Schmidt-Systems deutlich unterschritten, da es sich um kurz belichtete Aufnahmen handelt, und das Objekt starke Kontrast-Unterschiede besitzt.