Generell hat man es schwer aufzufallen, wenn man neben großen, bedeutenden Nachbarn wohnt. So geht es den Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules: neben Messier 13, „dem Kugelhaufen" am nördlichen Sternhimmel schlechthin, bleiben Messier 92 und NGC 6229 als weniger helle und große Vertreter oft unerwähnt. Zu Unrecht wie ich meine.
Im nördlichen Bereich des Sternbildes Herkules, etwas nord-westlich von Messier 92 ist unser Kugelsternhaufen zu finden. Mit etwa 5 Bogenminuten Durchmesser ist er wesentlich kleiner als seine großen Kollegen. Im Cambridge Atlas des New Great Cataloge ist er mit „a globular cluster, very bright, large, round, disc and faint border, mottled but not resolved" beschrieben. In etwa als "ein Kugelsternhaufen, sehr hell, groß, rund, eine Scheibe mit schwacher Rand, gesprengelt aber nicht aufgelöst".
Die Tatsache, dass bei einer visuellen Beobachtung mit einem Teleskop, der Rand nicht in Sterne aufgelöst werden konnte, hat offenbar einige Beobachter dazu veranlasst, statt eines Sternhaufens einen sogenannten Planetarischen Nebel zu sehen. Denn die flächige und nicht auflösbare Erscheinung lässt auch eine andere Interpretation zu, da keine Einzelsterne sichtbar sind! Dann ist es kein Sternhaufen, sondern ein erloschener Stern! Die Fotografie beseitigte aber jeden Zweifel über die Natur von NGC 6229.