Johannes Kepler und der Stern von Bethlehem
Vorausgegangen war der Beginn der dreifachen Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild des Schützen. Hinzu kam auch noch das Vorbeiziehen des Mars an den beiden äußersten Planeten und das Aufleuchten der Nova im benachbarten Sternbild des Schlangenträgers! Der neue Stern blieb über ein Jahr bis in den Herbst 1606 sichtbar.
Aber das war nur ein Baustein in einem größeren Zusammenhang. Ein polnischer Jesuit hatte 1605 in seiner Doktorarbeit die These vertreten, dass das Geburtsjahr Christi und damit auch unsere Zeitrechnung um vier Jahre zu spät angesetzt wurde. Johannes Kepler stimmte der geschichtlichen Abhandlung zu und konnte noch die Berechnung einer Mondfinsternis als Beweis hinzu legen, von der Flavius Josephus um den Tod von Herodes berichtete.
Der nächste Umstand war die "Größte Konjunktion". Die Große Konjunktion - das dreimalige Treffen von Jupiter und Saturn - fand noch eine Steigerung in den Schriften der Astronomen im arabischen Bereich: nämlich dann, wenn sie am Anfang des Tierkreises im Sternbild Fische / Widder stattfinden würde. Dies war für das Jahr 6 / 5 vor Christus der Fall und für Johannes Kepler passte nun alles zusammen: die geschichtlichen Hinweise und dazu noch die größtmögliche Konjunktion von Jupiter und Saturn mit einem Zusammentreffen mit Mars im Sternbild der Fische im Grenzgebiet zum Widder, das heißt in unmittelbarer Nähe zum Frühlingspunkt.
Kepler wendet sich auch einer möglichen Erklärung zu. Einen Zufall zwischen den Ereignissen am Planeten- und am Sternenhimmel schließt er aus. Für ihn ist es Gott, der durch die Ereignisse am Himmel den Menschen auf der Erde einen Hinweis geben wollte. Die "Chaldäer" haben ihn um die Geburt Jesu herum verstanden und sind nach Jerusalem gepilgert und haben das Kind im Stall jedoch in Bethlehem gefunden.
Eine Deutung der Vorgänge am Sternenhimmel von 1604 und den folgenden Jahren lässt er allerdings bewusst offen. Er sei ja schließlich Astronom und nicht ein Prophet!
Geschrieben hat Johannes Kepler darüber in der lateinischen Schrift "De stella nova in Serpentario". Aber auch direkt über das Geburtsjahr Christi schrieb er in 1606 das Buch "De Jesu Christi Servatoris nostri vero anno natalitio" - brieflich berichtete er Barwitz über die Widmung seines Buches und die Freude darüber, dass er die große Konjunktion an der "feurigen Triangel" in Bezug setzen konnte zum Stern, "der die Magier an die Krippe geleitete".
Er verfasste darüber auch einen deutschen Text: "Teutscher Bericht vom Geburtsjahr Christi". Den Zusammenhang mit dem Stern von Bethlehem und der dreifachen Konjunktion und der Nova im Fuß des Schlangenträgers in 1604 betont er nochmals in der Schrift: "De vero anno, quo aeternus Dei filius humanam naturam assumsit".