Grundmodelle von Geist und Welt
Die letzte Seminarsitzung fand vor den Prüfungen am 4. Juli 2018 statt und es ging ein weiteres Mal um das Thema, wie auf dem Hintergrund der Forschungsergebnisse der modernen Naturwissenschaften ein Wirken des Geistigen in der Welt gedacht werden kann. Dabei gibt es fünf Modelle, die in der Naturphilosophie so etwas wie "alte Bekannte" sind.
- Physikalismus oder absoluter Materialismus (es gibt nichst als Materie, das Geistige ist Nebenprodukt davon)
- Dualismus / Cartesianismus (Geist und Materie stehen nebeneinander)
- Emergentismus (aus dem Physischen entsteht das Geistige) in verschiedenen Spielarten
- Panpsychismus (das Physische hat vor-mentale Eigenschaften, Einheit von Geist und Materie)
- Absoluter Idealismus (die Ideen sind das wirklich existierende, alle Materie ist Abbild davon)
In einem Tafelschaubild hat Prof. Reményi, ausgehend von der Besprechung eines Textes von Godehard Brüntrup SJ (Alter Wein in neuen Schläuchen, Die Renaissance des Panpsychismus in der gegenwärtigen Philosophie des Geistes), den Horizont der derzeitigen Diskussion zusammengefasst. Er wies darauf hin, dass alle fünf Modelle ihre reizvollen Vorteile haben, aber auch alle ihre Schwachpunkte besitzen. Ebenso gibt es die Modelle nicht nur in ihrer "reinen" Form, sondern auch in verschiedensten Mischungen.
Beim derzeitigen Stand naturwissenschaftlicher Forschungen hat der Panpsychismus besondere Vorteile, weil er das Ineinander von physicher und geistiger Welt am leichtesten erklären kann. Ebenso ist mit ihm eine zielgerichtete Evolution am einfachsten vorstellbar. Dabei werden zwei große Bereiche der Naturwissenschaft ernstgenommen: die Quantenqhysik und die Biologie. Allerdings macht der Panpsychismus keine Aussagen über Gott. Noch ist das so. Hier sieht er die Theologie gefordert, die aber im Panpsychismus allerdings gute Ansatzpunkte für ihr Denken finden kann.
Mit diesem - auch intellektuell sehr fordernden - Ansätzen verbindet sich ein wesentliches Grundanliegen des Buches "Und sie bewegt sich doch - Astronomie und Glaube": den Dialog zwischen Naturwissenschaften und Glaube immer wieder aufzunehmen und sich von der je anderen Seite her befruchten zu lassen. Naturwissenschaft ist damit keine Bedrohung für den Glauben, sondern führt ihn zur eigenen Vertiefung und dem wunderbaren Handeln Gottes in der Welt. Umgekehrt zeigt der Glaube und die Philosophie Wege zu einer tieferen Sinn-Verbindung der Phänomene, die in der Naturwissenschaft sonst unverbunden nebeneinander stehen bleiben müssen: das Geistige und das Physische als eine Einheit zu denken, die von einem Schöpfer ausgehend gedacht und geglaubt werden kann.