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Eine Dunkelwolke im Sternbild der Schlange

Wenn man in einer klaren, mondlosen Nacht die Milchstraße beobachtet, dann fällt auf, dass sie kein durchgängiges Band ist, sondern viele hellere und dunklere Bereiche hat. An den weniger hellen Stellen können sich regelrechte Dunkelwolken zeigen, wie hier im Bild der dunkle Nebel LDN 183 (zum Vergrößern rechte Maustaste und in neuem Tab öffnen).

LDN183 20210414 20220303 L 174min RGB 120min 6

Die Abkürzung "LDN" geht auf einen Katalog des Astronomen Beverly Lynds im Jahre 1962. Nachdem vier Jahrzehnte zuvor Edward Bernard den ersten fotografischen Atlas von Dunkelnebeln in der Milchstraße herausbrachte, war dies ein großer Fortschritt in der Kartierung der dunklen Stellen der Milchstraße: ihre nicht oder kaum leuchtenden Wolken aus Gas und Staub.

Mich faszinieren immer wieder diese dunklen Stellen in der Milchstraße, da sie die Ausgangspunkte für neue Sternentstehungsgebiete sein können und viele dazu auch werden. Das Bild ist im April 2021 und März 2022 entstanden. Dazu wurden fünf Stunden Licht an verschiedenen Teleskopen gesammelt und aufaddiert.

In einer Veröffentlichung der ESO zu Staubwolken in der Milchstraße, ihrer Entfernung und optischen Dichte (im Orginal: High-latitude dust clouds LDN 183 and LDN 169: distances and extinctions", fand ich wertvolle Hinweise auf das Objekt. In der Untersuchung wurden hunderte von Sternen und ihre Spektren vermessen, um mehr Aufschluss über die Gas- und Staubwolken zu erhalten.

Aus den wissenschaftlichen Untersuchungen rund um die Wolke LDN 183 ergab sich eine Entfernung von ca. 340 Lichtjahren. Sie ist unserem Sonnensystem auf der Skala unserer Milchstraße also relativ nahe. Ihre Dicke wird mit ca. 60 Lichtjahren angegeben. Dabei kann das Licht der Sterne schon an den Rändern um mehr als das fünffache abgeschwächt werden. Durch die verschiedenen Zentren der Wolke sind keinerlei Sterne mehr zu sehen, wie man sehr gut im Bild erkennen kann.

Ein weiterer Schwerpunkt der astronomischen Untersuchung beschäftigt sich mit der Temperatur der Dunkelwolken. Sie wird mit 7 k angegeben, also -266°C! Sehr kalt! Da friert so gut wie alles ein, auch das Gas, das in der Umgebung ist und bildet Eispartikel, die immer weiter wachsen. Spektraluntersuchungen haben gezeigt, dass in den Wolken Silikatverbindungen, Wasser, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid vorkommen. Mit von der Partie war übrigens die Vatikanische Sternwarte auf dem Mount Graham (VATT), die detailreiche Bilder von Sternen in verschiedenen Farbbereichen in LDN 183 beisteuerte. Damit konnte die Entfernung der Staub- und Molekülwolke besser bestimmt werden.

Der Link zu dem Artikel von V. Straižys, R. P. Boyle, J. Zdanavičius und anderen:

https://www.aanda.org/articles/aa/full_html/2018/03/aa31742-17/aa31742-17.html

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