Ein wunderschöner Beobachtungsabend
Zwei einfache Teleskope standen bereit: ein 3 Zoll (72 mm Öffnung) Refraktor und ein 10 Zoll (250 mm Öffnung) Newton-Reflektor auf einfacher Dobson-Montierung. Wir begannen gerade als die Sonne unterging mit einem Überblick am Himmel. Die Distanzen und Größenverhältnisse in unserem Sonnensystem spielten dabei eine Rolle, denn der Mond war schon im Süden zu sehen. Aber auch die weitere kosmische Nachbarschaft bis hin zur Andromedagalaxie wurde in den Blick genommen.
Nach dieser Einführung war es Zeit für die Venus am Westhimmel. Schon war sie nicht mehr sehr hoch neben Bäumen zu finden und schnell in den Teleskopen eingestellt. Die Überraschung für viele war die Gestalt unseres Nachbarplaneten: sehr hell und eine Halbvenus! Dies hat mit dem Umlauf der Venus um die Sonne innerhalb der Erdbahn zu tun und ihrem derzeitigen Stand östlich der Sonne.
Als Venus tiefer in die Blätter der Bäume sank, wurde der Ruf nach einem näheren Blick auf den Mond laut. Doch auf dem Weg zum Mond lag noch Jupiter, den wir uns näher ansahen. Sofort auffällig waren die beiden kleinen Sternchen links und rechts neben dem Gasriesen: Io und Ganymed! Den dritten Mond Kallisto mussten wir länger suchen, den wir weiter entfernt auf der westlichen Seite fanden. Europa war allerdings verborgen hinter Jupiter, der mit zweier seiner atmosphärischen Streifen eher weniger hergab.
Beeindruckt hat mich die Geduld der Schwestern, wie sie in aller Ruhe warteten, bis die anderen durch das Okular schauten und der Blick endlich frei wurde. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Teleskopen. Hinzu kamen immer wieder andere Gäste aus unserem Gästehaus, die einfach mitgenommen wurden. Am längsten dabei waren einiger unserer asiatischen Gäste, die bei uns sind und mit denen sich eine teils fanszinierende Kommunikation in Englisch, Deutsch und Hindi entwickelte. So vergrößerte sich die Gruppe zum Teil auf über 30 Beobachtende.
Dann war endlich der Mond an der Reihe. "Oh! it is so bright!" Alleine mit seiner Lichtfülle stellte er alles zuvor gesehene in den Schatten. Und natürlich auch die vielen Details, die Krater, die dunklen Mare, der Rand... alles war hochinteressant und wurde nachgefragt, was es damit auf sich hat.
Abschluss im Sonnensystem war dann Saturn, der links unterhalb des Mondes mittlerweile zu sehen war. Mit seinem Ring war er ein besonderer Hingucker. Vier seiner Monde waren im Newton zu bestaunen: Dione, Thetys, Rhea und auf der westlichen Seite der helle Titan.
Das letzte Objekt, was in der schon herein gebrochenen Dunkelheit beobachtet wurde, war Epsilon Lyrae, der doppelte Doppelstern in der Leier. Was im Newton ein Kinderspiel war ob der Lichtfülle, war im kleinen Refraktor schon etwas anstrengender zu sehen: zwei schöne blaue Sterne, die dazu in sich noch einmal doppelt sind und senkrecht zueinander stehen.
Dankbar bauten wir gemeinsam nach 23 Uhr MESZ ab undverabschiedeten uns vom Himmel mit einem letzten Blick mit dem freien Auge - ganz ohne Teleskop.