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Ein historischer Refraktor: Unitron 65M

Leider kam durch eine Erbschaft meines Onkels, ein Refraktor Unitron 65 mm / 900 mm zu mir. Nachdem er letztes Jahr verstarb stand sein Teleskop ungenutzt in einer Ecke. Über das seltene Linsenteleskop mit einem Objektivdurchmesser von 65 mm fand ich kaum etwas an Information. Es ist ein sehr seltenes und wenig gebautes Teleskop! Die Montierung ist mechanisch einwandfrei und auch der Okularauszug ist stabil und präzisse zu bedienen.

Das Teleskop ist mit einem Okularrevolver und sechs Okularen von 40 mm bis 4 mm ausgestattet. Das ergibt eine fast stufenlose Vergrößerung von 22,5x bis 225x. Die gute Pflege meines Onkels ist sicht-, spür- und vor allem beim Beobachten erlebbar!

Eigentlich wollte ich es an einem klaren Abend nur kurz testen. Die Farbreinheit der Abbildung war mir schon am Tage bei der Betrachtung an einem entfernten Strommasten aufgefallen.
Der Beginn meiner Beobachtungen an Venus in der Dämmerung enttäuschte mich nicht: Obwohl schon tief stehend und mit leichtem Farbsaum ob der atmosphärischen Refraktion ging die Vergrößerung problemlos bis 225-fach. Die Halbvenus stand ruhig im Okular! Die Nachführung tat klaglos von Hand ihre Dienste.

Danach folgte ein Schwenk auf Jupiter, der beeindruckte: neben den galileischen Monden, wobei Kallisto richtig aus der Reihe tanzte, waren die atmosphärischen Doppelbänder mit Einzelheiten zu sehen und - der Große Rote Fleck war deutlich rot und ohne Probleme zu erkennen!

Dann folgte Saturn, der im Süden stand. Das 40 mm Okular macht den Refraktor bei 22,5x fast zum Sucher. Der eigentliche Sucher am Teleskop funktionierte allerdings auch nach einer kurzen Einstellung tadellos. Südlich von Saturn konnte ich recht rasch Titan ausfindig machen. Neben Saturn selbst blitzte im Westen ab und zu Rhea auf. Je stärker ich die Vergrößerung hoch fuhr, desto besser konnte ich die Cassini-Teilung im äußeren Bereich erkennen! Ruhig stand der Herr der Ringe bei Maximalvergrößerung im Okular und wie immer faszinierend schön.

An höheren, hellen Sternen, wie bei Wega konnte ich die Farbreinheit bewundern. Und da ich schon gerade in der Leier war, folgte ein Schwenk auf Epsilon Lyrae, der ohne Probleme doppelt getrennt werden konnte. Ansprechend waren um beide Doppelsterne die Airy-Scheibchen mit den Beugungsringen zu sehen. Der Ringnebel war anschließend schnell gefunden. Allerdings war vom Ringchen nichts zu sehen. Es war und blieb ein ovaler Matschfleck - egal ob 22,5 bis hin zu 225-fach.
Messier 13 war der Grenzgrößentest, auch wenn der Himmel sehr mit Cirren versehen war, konnte ich im Randbereich Sterne aufblitzen sehen. Allerdings konnte ich sie nicht wirklich halten.

Krönender Abschluss war dann nochmals Saturn, bevor dichtere Wolken aufzogen. Leider kamen die Gesellen mir auch zu früh für Mars,den ich noch gerne betrachtet hätte.
Der "kurze" Test, dauerte über zwei Stunden an diesem doch für heutige Verhältnisse kleinen Refraktor! Es war ein subjektiver Beobachtungsgenuss, den ich nur zu gerne mit meinem Onkel geteilt hätte!

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