Die Weisen aus dem Morgenland
Das Evangelium nach Matthäus berichtet uns vom Besuch der Sterndeuter in Bethlehem und ihrer Huldigung. Wer waren diese Männer, die sich auf den weiten Weg gemacht hatten und wie wurden sie im Laufe der Jahrhunderte zu den drei Königen?
Bei Matthäus findet sich im griechischen Text die Bezeichnung „Magoi“. Mit diesem Wort wurde schon vor Christi Geburt eine Priesterkaste bezeichnet, die sich auf das Beobachten von Sternen und der Deutung ihrer Erscheinungen verstand. Nach dem Evangelium kommen sie aus dem Osten nach Jerusalem an den Hof des Königs Herodes. Sie fragen nach dem neugeborenen König der Juden, dessen Stern sie gesehen hatten. Ihr Nachfragen löst aber keine Freude aus, sondern Erschrecken, denn niemand weiß etwas von dem neuen König. Immerhin geben ihnen die Schriftgelehrten in Jerusalem den Hinweis mit, dass sie in Bethlehem nach dem neuen König weitersuchen müssen. Indem der Stern vor ihnen herzieht und über dem Haus stehen bleibt finden sie Maria und Jesus und huldigen ihm. Sie bringen ihm ihre Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Nachdem ihnen im Traum geboten wurde, nicht mehr nach Jerusalem zu König Herodes zurück zu kehren, kehren sie auf einem anderen Weg nach Hause zurück.
Die Geschichte der Sterndeuter und ihrer Huldigung des neugeborenen Jesus hat die Menschen aller Zeit angezogen. Im dritten Jahrhundert nach Christus hat Origenes von den drei Gaben auf die Zahl der Magier geschlossen und sie deshalb mit drei benannt. Nach und nach setzte sich die Dreizahl durch. Die uns bekannten Namen Kaspar (zu deutsch: Schatzverwalter), Melchior (König des Lichtes) und Balthasar (Gott schütze den König) finden sich im 6. Jahrhundert nach Christus. Sie stehen unter ihrer Darstellung auf einem Mosaik in Ravenna und auf einem Fresko in Ägypten, was ihre weit reichende Verbreitung unter diesen Namen in der damaligen Zeit beweist. Dort sind sie noch als Magier dargestellt. Doch seit dieser Zeit werden sie auch als Könige bezeichnet.
Hintergrund für diese Meinung waren zwei Stellen der Bibel. Durch den Vers aus Psalm 72: "Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben" war schon bald eine Verbindung mit den Sterndeutern hergestellt worden. In ihnen wurden deshalb Könige gesehen, die nach Jerusalem gepilgert waren, um dort dem König zu huldigen. In der Wallfahrt der Völker nach Jerusalem findet sich in Jesaja 60 ein weiterer Hinweis: die Könige der Völker kommen mit Geschenken von Gold und Weihrauch.
Ab dem Mittelalter werden sie als drei Könige dargestellt, die nach ihrem Alter unterschieden sind. Sie wurden mit den verschiedenen Lebensaltern des Menschen identifiziert. Der älteste von den dreien ist es, der immer kniend vor dem Jesuskind und Maria auf den Bildern dargestellt wird. Seit der Renaissance wird ein König als Afrikaner dargestellt. Damit weitet sich die altersmäßige Aufteilung in die räumliche Aufteilung der damals bekannten Weltteile und es wird in den Bildern deutlich, dass in den Sterndeutern die ganze Welt nach Betlehem an die Krippe gepilgert ist.
Die Weggeschichte der Magier ist es, in der wir uns mit unserem eigenen Leben wiederfinden können. Die Sterne, nach denen wir uns richten sind weniger am Himmel, als viel mehr im Alltag verborgen. Vielleicht sind sie nicht so einfach zu entdecken. Die „Zeichen der Zeit“ – Dinge und Begegnungen, die in unserem Alltag geschehen, können uns zu Leitsternen werden, in denen wir den neugeborenen König, Jesus Christus mitten unter uns suchen können, um ihn auch heute zu finden.