Beobachtungsnacht im August 2024
Kurz nach Mitternacht, am frühen Morgen des 16.8.2024, hatte ich im Elsaß freien Blick auf einen wunderschönen Sternenhimmel. Es hielt mich nicht länger im Haus, sondern es ging raus in die benachbarten Weinberge, die auch etwas höher lagen und den letzten Dunst des Rheintales hinter sich ließen.
Erstes Objekt meiner Beobachtunen war Messier 45, die Plejaden. Neben den hellen Nebeln um den Sternen selbst, waren die auslaufenden Dunkelnebel um den Plejaden als solche deutlich zu erkennen! Dort waren nämlich einfach keine Steine zu sehen! Sie sind mir bei einer visuellen Beobachtung noch nie aufgefallen, im Gegensatz von Bildern der Plejaden, auf denen noch die Umgebung enthalten ist.
Zwischendurch huschten noch die letzten Perseiden und vielleicht auch eine Kappa-Cygnide über den Himmel. Allesamt aber nicht sonderlich hell.
Ein Schwenk auf die Dreiecksgalaxie zeigte sie deutlich im Okular mit ihren Spiralarmen. Darin verborgen zeigte sich NGC 604. Das Sternenstehunsgebiet war als eigenes Gebilde zu fassen. M 33 konnte ich ohne weiteres und anfangs direkt mit dem freien Auge sehen. Zwischendurch suchte ich in der Dunkelheit den Sucher an meinem Teleskop. Herumtasten am Teleskop half dabei ihn zu finden! Ich musste an die augenzwinkernde Bezeichnung für eine sehr dunkle Nacht unter Astronomen denken: "Beobachter-Nirvana"! Es ist stellt sich dann ein, wenn man sein Teleskop nicht mehr sieht, weil es so dunkel ist.
Ein erster Schwenk auf die Dreiecksgalaxie führte mich aus Versehen zu M 31 nebenan. Irgendwie hatte ich mich beim Einstellen verirrt (auch ein Symptom einer sehr dunklen Nacht). Die Galaxien M32 und M110 waren sehr hell zu sehen und mussten schon gar nicht gesucht werden! Auch NGC 206 der große Sternhaufen war zu sehen. Die Dunkelwolken, zeichneten die Spirale nach und ließen sie zur Geltung kommen.
Dann ging es ein wenig assoziativ durch die Milchstraße. Angefangen im Westen beim Hantelnebel mit seinen Sternen im Inneren mit dem aufblitzenden Zentralstern. Die "Ohren" des Nebels außerhalb der "Hantel" zeichnete sich vor dem Himmelshintergrund ab. Über den schon tief stehenden Ring-Nebel ging es hin zu den Objekten im Schwan: Nordamerika-Nebel zeichnete sich stark und (vielleicht eingebildet?) farblich leicht rötlich ab. Nebenan meinte ich den Pelikan-Nebel erkennen zu können. In der unmittelbaren Nachbarschaft kam mir der Offene Sternhaufen Messier 39 im "Vorbeigehen" ins Gesichtsfeld des Okulars.
Schon einmal im Schwan ging es zu Gamma Cygni und seiner Nebellandschaft, die mich aber weniger ansprach. Nebenan lag M 29 und weiter "nach unten" suchte ich dann zur Abwechslung absichtlich den Sichelnebel NGC 6888 auf, den ich auch leicht fand. Ein schöner, schmaler und leicht aufgehellter Kreisbogen umgeben von einer leichten Dunkelwolke, der die unzähligen Milchstraßensterne abschwächte. Eigentlich wollte ich noch auf den Cirus Nebel schwenken, aber den habe ich dann leider durch ein Intermezzo vergaß anzufahren.
Es kamen ein paar schnaubende Besucher vorbei, die in meine Nähe kamen und mich ablenkten. Es klang, wie wenn einige Pferde im Anmarsch wären. Es war aber nichts zu sehen. Nur einige Schatten huschten in einiger Entfernung über den Weinbergsweg. Das Grunzen, schnauben und scharren wurden lauter und ich half mir unwillkürlich mit Händeklatschen, um ungebetene Besucher von Annäherungsversuchen abzuhalten. Nach mehrfachen Hin und Her trollten sich die Viecher wieder, ohne dass ich eine Idee habe, wer da mich beehren wollte.
Ich widmete mich wieder den Sternen, denn im Südwesten stand schon Pegasus mit seinem Kugelsternhaufen M15. Majestätisch stand er wie ein Kronleuchter vieler Sterne im Okular, das im Zentrum nicht aufzulösen war. Ein wunderschöner Anblick.
Schnell war weiter nördlich im geflügelten Himmelspferd war die Galaxie NGC 7331 eingestellt. Umgeben von weiteren Wattebäuschchen von Galaxien zeigte sich eine asymmetrisch aussehender flacher Nebelbogen. Weiter unten ein kleiner Schwenk zum Stephans Quintett, von dem ich meinte vier dingfest machen zu können. Es blieb, trotz längerer Beobachtung, beim Galaxien-Quartett!
Jetzt wurde es Zeit für die Cassiopeia, die so deutlich im Zenit stand, dass man an ihren vielen Sternhaufen nicht vorbei kam. So stolperte ich über NGC 281 hinauf zu M 103 zu NGC 457 und noch vielen anderen Sternhaufen. Der absolute Knaller war natürlich der Doppelsternhaufen H und CHI im benachbarten Perseus. So viele Sterne sah ich bislang nur auf fotografischen Aufnahmen!
Als "krönender" Abschluss meiner "Nebel"-Tour gönnte ich mir noch den Orionnebel, der sehr tief, keine 10° über dem Horizont, im Osten gerade aufging. Die helleren Nebelteile waren zu erkennen und das Trapez waberte sich durch das Okular.
Dann war höchste Zeit für die Planeten am Himmel!
Saturn hatte schon seine Kulmination überschritten und stand aufgrund des mäßigen Seeings etwas zitternd bei 150x im Bildfeld. Monde gab es genug: Titan und Rhea auf der Ostseite, Dione und Mimas auf der Westseite. Japetus stand richtig abseits. Vielleicht war Enceladus an einer Unregelmäßigkeit im Ring schuld? das war nicht zu klären. Auffällig ist in jedem Falles, dass der Farbkontrast zwischen Nord- und Südkugel des Ringplaneten verschwunden ist. Auch war der Schatten des Ringes auf dem Planeten nicht zu sehen. Das sieht nach baldiger Opposition aus!
Uranus war unterhalb der Plejaden zu überprüfen und wurde auch auf Anhieb aufgefunden. Langsam bewegte sich das kleine blaue Scheibchen mit der Erddrehung durch das Okular.
Mars ist schon ordentlich größer geworden. Aber die 6" an Durchmesser gaben beim unruhigen Seeing nur wenige Details preis. Eine dunklere Seite mit einem hellen Fleck war zu erkennen. Vielleicht das Hellas-Becken?
Jupiter nebenan und mit einem kleinen Schwenk bei 150x war da schon etwas mehr an Einzelheiten mit seinem 37" großen Durchmesser und seinen vier größten Monden zu erkennen. Deutlich und differenziert präsentierten sich die Wolkenbänder, wobei das nördliche sich mit drei größeren Wolkenschleppen zeigte. Eine ging bis an den Äquator heran. Im Süden glänzte der Große Rote Fleck mit seiner Verborgenheit auf der nicht sichtbaren Seite der Planetenkugel.
Sternen-satt beschloss ich gegen 5:15 MESZ meine Beobachtung in der Morgendämmerung und fuhr zurück in die Ferienwohnung!
Im Bild unten ist das extra leicht beleuchtete Dobson-Teleskop zu sehen, auf einem Weg in den Weinbergen von Gueberschwihr.