Astronomie (fast) ohne Hilfsmittel
Pünktlich kam auch die ISS unterhalb von Wega und ich konnte sie von Hand bis fast in den Zenit bei 50x verfolgen. Mann, ist das ein heller Eumel im Okular! Die drei Hauptkomponenten sind derart hell, dass sie fast alles andere überstrahlen. Wenig war für mich von der übrigen Konstruktion und den Sonnensegeln auszumachen.
Danach Schwenk in die Leier zu Epsilon, ein immer wieder schöner Doppelstern! M57 brauchte etwas an Zeit für die ungeübte "von Hand"-Einstellung. Ein Optik-loser Blick an den Himmel half: es zogen Wolken durch! Nach kurzer Zeit war er wieder frei und der Ringnebel zeigte sich in seiner vollen Schönheit. Das 12 mag Sternchen daneben gibt dem ganzen noch einen extra Reiz!
Nach Albireo, den schönsten aller Doppelsterne versuchte ich mich am Cirrus-Komplex, den ich in den hellsten Teilen relativ schnell fand. Ermutigt davon ging ich über zu M27 und war richtig erstaunt, wie differenziert die Nebelteile zu beobachten waren und dazu noch einige Einzelsterne. Da war die Durchsicht wohl optimal. Auch beim benachbarten Kugelsternhaufen M71 waren die Sterne wie Tropfen an einer Brause zu sehen. Plötzlich wurde es hell. Unser Koch schaltete schon gegen 4:00 Uhr in der Küche das Licht ein! Also musste ich mich in den Gästegarten verziehen, was ja mit einem Dobson kein Hexenwerk ist. Weiter ging es mit M15 im Pegasus mit vielen Einzelsternen am Rande, dann die Gegend um Gamma Cyg und M29.
Leider zog es im Westen immer mehr zu, also richtete sich mein Blick nach Osten, wo die Plejaden leuchteten in der beginnenden Dämmerung. Weiter oben M31 mit M32 und M110 überraschend deutlich noch zu sehen. Für M33 kam ich allerdings zu spät: die drei Sterne um die Galaxie waren zwar zu finden, aber von der Galaxie war nichts mehr zu sehen. Dafür lockte am Horizont ein helles Objekt: die Venus. Also in den ersten Stock auf den Balkon und von dort aus unseren Schwesterplaneten ins Visier genommen. Eindrucksvoll welches brillantes Schauspiel unsere Atmosphäre mit dem Licht veranstaltete! Erst nach einigem Hinsehen war das Planetenscheibchen stabil als fast "Voll"-Venus zu erkennen. Und dann wurde es auch Zeit, das Teleskop wieder aufzuräumen, denn der normale Alltag hatte begonnen mit einem wunderschönen Morgen...